Zwischen Glotter- und Elztal - vierzehn Kilometer nordöstlich von Freiburg - liegt einer der eindrucksvollsten Schwarzwaldberge: der Kandel.
Hermann Rambach bezeichnete ihn in seinem Buch „Der Kandel“ als „einen Fürsten unter den Schwarzwaldbergen“. Allemal ist er einer der aussichtsreichsten Gipfel des Schwarzwaldes. Vom Kandel ist
ein Rundblick über den Breisgau und den Schwarzwald möglich. Auch den Kaiserstuhl, die Vogesen und die schwäbische Alb erblickt man bei günstiger Witterung. Rund um den sagenumwobenen Berg gibt
es viele zauberhafte Flecken zu entdecken. Ein Rundweg führt um den Bergkopf herum, bergab gelangt man zu einer Felsgruppe. Von dort aus hat man freie Sicht über das Dreisamtal bis zum Feldberg
und zum Schauinsland.
Schon die Kelten nannten den Berg Kandel, was in etwa mit „glänzend“ zu übersetzen ist. Schalen- und Rinnsteine deuten darauf hin, daß der Berg bereits in vorchristlicher Zeit eine Art Kultplatz
darstellte.
Eine Mutmaßung: Eventuell begingen die Altvorderen hier das Feuer- und Fruchtbarkeitsfest Beltane. Beltane (Walpurgisnacht) wird traditionell in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert
und gilt als Lichtfest unserer Vorfahren.
Auf jeden Fall entstanden christliche Deutungen über das „Treiben“ auf dem Kandel in der Walpurgisnacht nicht ohne Beweggrund. So heißt es, daß auf dem Gipfel des Kandel in der Walpurgisnacht
ehemals Hexen der Umgebung zum Tanz mit dem Teufel zusammengekommen seien. Der große Kandelfels bekam infolgedessen den Namen „Teufelskanzel“. So sollen im 15. bis 17. Jahrhundert die
Breisgau-Hexen hier ihre hohen Festnächte gefeiert haben. Den Teufel haben sie aber sicherlich nicht konsultiert.
Daß der Teufel ausgerechnet auf dem Kandelfelsen sitzen soll, hat laut einer Sage einen Grund: Er wartet dort behäbig auf eine günstige
Gelegenheit, einen im Berg verschlossenen See herauszulassen und mittels dessen die gesamte Umgebung zu überfluten.
Erwähnenswert ist allemal, daß in der Nacht vom 30. April zum 01. Mai 1981 der obere Teil des Kandelfelsens einstürzte. Einem Anwohner zerbrach zur gleichen Zeit ein Spiegel in seinem
Schlafzimmer. Als die Bergwacht die Einsturzstelle untersuchte, fand sie einen Reisigbesen und ein Gipfelbuch zwischen den Felsen. In den folgenden Wochen pilgerten unzählige Neugierige zu dem
Ort des Geschehens. Experten versuchten das Geschehnis zu erklären. Bemerkenswerterweise schlossen sie sowohl ein Erdbeben in der Walpurgisnacht, als auch Auswirkungen von Sprengungen in dem
nahen Hugenwaldtunnel, als Verursacher aus. Glaubt man der Sage, so kann man froh sein, dass nur das Oberteil der „Teufelskanzel“ abbrach. So blieb dem Elztal der Ausbruch des großen Sees, der
sich im innern des Kandel befinden soll, erspart.
Vorstellungen von Dämonen und weiblichen Wesen, die fliegen konnten, fehlten dem Volksglauben wohl nie. Man glaubte, wenn es einen Herrn für das Gute gibt, muß es auch einen Herrscher für das
Böse geben. So wie Gott seine Engel aussendet, schart der Satan böse Weiber um sich. Eine alte Schwarzwaldsage erzählt von Hexentreffen auf dem Kandel beim „Hexentanzplatz“. Bevor die Hexen zur
Fahrt zum Berg aufbrachen, mussten sie zunächst rufen: „In tausend Teufel Namen!“ Einige hundert Hexen versammelten sich zur „Großen Fastnacht“. Sie flogen von allen Seiten, meist auf gesalbten
Besen, herbei. Trat eine Jungfer zum ersten Mal in den Kreis, wurde sie mit einem Kranz versehen und ihr wurde Ehrerweisung erbracht. Alte, hässliche Weiber durften hingegen nur die Laternen
halten, oder die Teller waschen. Bei diesen Festen wurde verschwenderisch gespeist und getrunken. Salz und Brot (heilige Speisen) fehlten aber. Bis der Tanz begann, blieb die Gesellschaft still,
keine durfte sich mit einer anderen unterhalten. Dann aber wurde laut getrommelt und gepfiffen. Die Hexen fingen an, wilde Tänze aufzuführen. Sie tanzten alle im Kreis, wobei aber jede der
anderen nur den Rücken, niemals das Gesicht zuwandte.
Die Ammenmärchen über teufelshörige Hexen auf dem „Schwarzwälder Blocksberg“ führten zu schrecklichen Auswirkungen. So wurden als Hexen bzw. Hexer angeklagte Menschen mittels Folter gezwungen,
zuzugeben, ein Bündnis mit dem Teufel zu haben und diesem auf dem Berg zu huldigen. War das Geständnis auf diese Weise erpresst, wurden sie- wie so viele andere Ketzer- auf grausamste Art und
Weise hingerichtet.
Die Hexen und Hexer kamen aber nicht nur zur „Großen Fasnacht“ auf dem Kandel zusammen. Zu vielen anderen Festen trafen sich die „Missetäter“ angeblich in der mit Bäumen und Buschwerk bewachsenen
Sumpflandschaft auf dem Kandel. Diese war demnach einer der Hauptfestanger der Hexen und Hexer, heißt es … .
Heute ist die Sumpflandschaft - das Kandel-Hochmoor - ein Naturdenkmal. Überdies sind zur Schutzmaßnahme des Pflanzenreiches auf dem Kandel heute Teile der Gipfelfläche eingezäunt, um die
anthropogen ausgelöste Erosion zu unterbinden Viele Pflanzen, derzeit nur noch im Norden Europas und im Alpenraum ansässig, wurden nach der letzten Eiszeit auf dem Schwarzwaldgipfel heimisch.
Inspiziert durch: http://www.kulturwerk-nsw.de/
Bilder: https://goo.gl/images/obH26J ,https://goo.gl/images/6wcVYd
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